Sonntag, 8. April 2012

Kommentar zu den Benzinpreisen

Doppelt ärgerlich

Ein Kommentar von Peter Schwerdtmann
ampnet – 30. März 2012.

Jetzt beteiligen sich wieder alle an der Hatz und vergessen jeden marktwirtschaftlichen Grundsatz. Schließlich sind Ferien. Da gehört es zum guten Ton, sich über Benzinpreise zu ereifern. Selbst gestandene Wirtschaftsliberale sehen auf einmal den Staat in der Pflicht, um der Mineralölindustrie auf die Finger zu schauen und zu schlagen. Was kümmern uns die guten Vorsätze von gestern, wenn die Preise mal wieder steigen, weil die Nachfrage steigt?
Das ist doppelt ärgerlich. Niemand zahlt gern höhere Preise. Aber noch ärgerlicher ist es, wenn auf einmal genau die scheinheilig mit dem dicken Knüppel drohen, deren Aufgabe es ist, die Marktwirtschaft zu schützen. Allein von den Finanzpolitikern hört man dazu wenig. Schließlich landet fast ein Euro vom Preis für einen Liter Kraftstoff beim Finanzminister. Als sich unsere Gesellschaft zur sozialen Marktwirtschaft bekannte, war damit sicher nicht gemeint, den Sprit für den Osterurlaub aus den Regeln von Angebot und Nachfrage auszunehmen, etwa weil Benzin inzwischen zu den sozialen Leistungen zählt.

Auch Appelle und Gesetze werden nichts daran ändern, dass der Ölpreis sich nach oben entwickelt. Doch der Ölpreis hat nur sehr wenig mit dem Benzin- oder Dieselpreis an der Zapfsäule zu tun. Erst kürzlich hat sich wieder ein Institut blamiert, weil es den Preis für ein Fass Rohöl in Beziehung zum Verbraucherpreis setzte. Doch zwischen dem Rohöl und dem Benzin oder Diesel liegen nicht nur Transport und Verarbeitung. Der Preis entsteht in Rotterdam. Dort am Spotmarkt entscheidet sich stündlich neu, was Benzin, Diesel und Heizöl kosten.

Da Marktwirtschaft so funktioniert und wir für Kraftstoffe sicher keine Planwirtschaft einführen wollen, kann ein österreichisches oder australisches Modell, bei dem die Preise vorher angekündigt werden, nur dazu führen, dass die Benzinhändler eher zu hoch als zu niedrig kalkulieren. Den Wettbewerb stärken könnte allerdings eine Datenbank, mit deren Hilfe Smartphone-Besitzer sofort erkennen können, wo die Preise in ihrer Umgebung liegen. (ampnet/Sm)

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